Nicht jeder infizierte Hund erkrankt an Leishmaniose

Leishmaniose, Ehrlichiose, Anaplasmose: Was es mit diesen Mittelmeerkrankheiten auf sich hat und was sie für Mensch und Tier bedeuten.

 

Bei einigen Hunden, die ein Zuhause suchen, steht das Wort «Leishmaniose». Was ist Leishmaniose?

Leishmaniose ist eine Krankheit, die über die Sand- oder Schmetterlingsmücke übertragen wird. Diese ist besonders in mediterranen Ländern und in Lateinamerika weit verbreitet und von Mai bis Oktober nachtaktiv. Beim Saugakt überträgt die infizierte Mücke die Erreger auf den Hund oder den Menschen. Allerdings tritt die Krankheit bei Menschen seltener auf und ist auch leichter behandelbar. Die Leishmaniose beim Hund ist nicht heilbar. Aber ein mit Leishmaniose infizierter Hund kann im richtigen Umfeld und bei fachgerechter Behandlung in aller Regel ein langes und erfülltes Leben ohne Schmerzen oder Einschränkungen führen.

 

Wie erkennt man eine Leishmaniose?

Eine ausgebrochene kutane Form erkennt man an schuppenden, haarlosen Stellen – vor allem am Nasenrücken, den Ohrenspitzen und um die Augen. Es gibt aber auch Hunde, die kaum mehr ein Haar am Körper haben. Die viszerale Form befällt innere Organe. In erster Linie Nieren, Leber, Milz und Darm. Symptome wie Antriebslosigkeit, Fieberschübe, Durchfall, Appetitlosigkeit mit schleichendem Gewichtsverlust oder auch Lahmheit weisen auf die Krankheit hin. Ausserdem vertragen die Tiere Hitze schlecht, ermüden leicht und hecheln viel. In beiden Fällen muss sofort eine Behandlung eingeleitet werden. Andernfalls stirbt der Hund.

 

Kann man die Krankheit erkennen, bevor sie ausbricht?

Ja. In diesem Fall spricht von «Leishmaniose positiv». Unser Tierarzt testet alle Hunde auf Mittelmeerkrankheiten. Wird ein Hund positiv getestet, heisst das, dass sich im Blut Antikörper gebildet haben und der Hund Kontakt zu den Erregern hatte. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Hund erkrankt, ist somit gross, aber nicht zwingend. Ob die Krankheit ausbricht, hängt vom Immunsystem des Tieres ab. Zudem scheinen Hunde in Ländern, in denen die Leishmaniose heimisch ist, eine gewisse Immunität gegen die Krankheit zu entwickeln. Es gibt deutlich mehr infizierte als erkrankte Tiere.

 

Das heisst, wenn der Bluttest negativ ausfällt, kann er nicht an Leishmaniose erkranken?

Ganz ausschliessen kann man es nicht: Einerseits kann der Hund beispielsweise zehn Tage vor Ausreise getestet worden sein und sich sieben Tage vor der Ausreise noch infizieren. Andererseits kann sich ein Hund auch zu einem späteren Zeitpunkt anstecken. Wer mit seinem Hund in ein mediterranes Land reist, sollte ihn mit einem Spot-On schützen und ihn von Sonnuntergang bis zum Morgengrauen nicht aus dem Haus lassen. Erste Krankheitssymptome zeigen sich in der Regel frühestens drei Monate nach der Infektion und können auch noch Jahre später auftreten. Denken Sie bei den genannten Symptomen daran, das Tier auf Leishmaniose bzw. Mittelmeerkrankheiten generell testen zu lassen.

 

Kann ein an Leishmaniose erkrankter Hund andere Tiere und Menschen anstecken?

Eine direkte Übertragung des erregerhaltigen Sekrets von Hund zu Hund oder von Hund zu Mensch ist von einer offenen Wunde in die andere theoretisch möglich aber unwahrscheinlich. Es gibt bisher keine belegten Nachweise, dass ein Hund einen anderen Hund oder einen Menschen infiziert hat. Allerdings wird empfohlen, einen Leishmaniose kranken respektive positiven Hund nicht zu Kinder unter drei Jahren oder immunschwachen Personen zu geben.

 

Wie wird die Krankheit therapiert? 

Es gibt je nach Art der Erkrankung unterschiedliche Möglichkeiten der Behandlung. Neben Mittel wie Milteforan oder Glucantime, die in der akuten Phase eingesetzt werden, gibt es das Mittel Allopurinol, was oft als Dauertherapie gegeben wird. In der Regel dauert die Behandlung Wochen oder Monate. Dauer und Intensität der Behandlung sind aber individuell. Wichtig ist: Es müssen nur Hunde mit aktiver Leishmaniose behandelt werden. Das Ergebnis «Leishmaniose positiv» bedeutet nicht, dass die Leishmaniose aktiv ist.

 

Heisst das, dass der Hund unter Umständen sein Leben lang behandelt werden muss? Ist das nicht sehr teuer?

Das hängt vom notwenigen Medikament ab. Bei leichteren Fällen und zur Dauerbehandlung wird in der Regel Allopurinol eingesetzt – ein in der Humanmedizin bekanntes Gichtmittel. Das Medikament ist nebenwirkungsarm und relativ preiswert. Mittel bzw. Kuren bei schweren und fortgeschrittenen Fällen können mehrere hundert Euro betragen.

 

Kann eine auskurierte Leishmaniose nochmals ausbrechen?

Ein späterer Rückfall kann nicht ausgeschlossen werden. Auskuriert heisst, dass die Leishmaniose abgeklungen ist. Heilbar ist sie nicht.

 

Bei einigen Hunden steht, dass sie gegen Ehrlichiose und/oder Anaplasmose behandelt werden. Was hat es damit auf sich?

Das sind beides auch Mittelmeerkrankheiten. Die Ursache für die Ehrlichiose ist die braune Hundezecke. Durch den Biss einer infizierten Zecke gelangen die Erreger über den Speichel der Zecke innerhalb von 48 Stunden in das Blut des Hundes. Die Anaplasmose wird über den Speichel der Zeckenart Ixodes ricinus (Gemeiner Holzbock) übertragen. Die Anaplasmen befallen bestimmte Abwehrzellen des Hundes und gelangen mit ihnen über den Blutweg zu verschiedenen Organen. Beide Krankheiten können mit Antibiotika therapiert werden und Hunde haben eine sehr gute Chance auf vollständige Heilung.

 

Worauf muss ich achten, wenn ich mich entscheide, einen «kranken» Hund zu adoptieren?

Wichtig ist sicher, einen spezialisierten Tierarzt in der Nähe zu haben, der sich mit Mittelmeerkrankheiten auskennt, mit Fachlabors zusammenarbeitet und sich notfalls mit Leishmaniose-Spezialisten austauscht. Zudem müssen Sie die zusätzlichen Kosten tragen können. 

 

Sollten Sie noch weitere Fragen zu unseren «kranken» Hunden haben, melden Sie sich bitte. Sie haben es so schwer, eine Familie zu finden, aber auch sie haben eine Chance auf Glück verdient.

Autorin: Sonja