«Man kann auch mit Senioren noch viele tolle Jahre haben»

Katharina Oestreich hat bereits die zweite Seniorin von der Streunerhilfe. Sie hat den Entscheid nie bereut und kann anderen nur empfehlen, einen älteren Hund aus dem Tierschutz zu nehmen.

 

Katharina, warum hast du dich entschieden eine Seniorin zu adoptieren?

Ich habe einen 14 Jahre alten Jack Russel, der früher ganz problemlos alleine blieb. Plötzlich machte er ein fürchterliches Theater und pinkelte zur Strafe überall hin. Ich habe lange überlegt, ob ein zweiter Hund Abhilfe schaffen könnte. Da er sich mit anderen Hunden grundsätzlich nicht so gut versteht und junge Hunde total nervig findet, stand für mich fest: Wenn ein Zweithund, dann eine ältere Hündin.

 

Und so kam Steffi zu dir?

Genau. Steffi war neun Jahre alt und acht davon hatte sie im Canile verbracht. Bianca holte sie dann wegen eines kaputten Auges raus. Als das Auge entfernt wurde, wurde leider ein grosser, extrem bösartiger Tumor im Rachen entdeckt, der nicht mehr zu behandeln war. Nach knapp drei Monaten musste ich Steffi gehen lassen, weil sie keine Luft mehr bekam. Das war hart. Sie war in kurzer Zeit eine tolle Freundin geworden. Als sich mein Jack Russel weigerte, die Treppe zur Wohnung hochzugehen, als wir ohne sie vom Tierarzt zurückkamen, war klar, dass ich eine zweite Hündin adoptieren würde.

 

Der Glückspilz heisst Dani. Erzähl uns etwas über sie.

Dani ist elf Jahre alt. Sie kam mit einem Jahr ins Canile und war schon zehn, als sie es wieder verlassen durfte. Verständlicherweise war sie Menschen gegenüber absolut misstrauisch. Ich musste sie anfangs in der Wohnung immer in eine Ecke treiben, um sie zu fangen. Gassi gingen wir zu Beginn nur in der geschlossenen Reithalle. Nach und nach wurde sie mir gegenüber zutraulicher. Ich konnte sie dann im abgeschlossenen, 8000 m2 grossen Stall frei laufen lassen und wenn ich sie gerufen habe, kam sie in meine Nähe. Ausser, es war noch jemand anders zu sehen, dann blieb sie in irgendeinem Versteck. Mittlerweile ist sie 16 Monate bei mir und ziemlich entspannt. Sie läuft frei auf dem Hof und geht bis auf 2-3 Meter an anderen Menschen vorbei. An Streicheln ist aber noch nicht zu denken.

 

Wie ist das Zusammenleben mit deinen beiden Senioren?

Ich fördere und fordere ich sie nicht speziell, da mein Tagesablauf den Pferden angepasst ist und die Hunde einfach dabei sind. Beide schlafen sehr viel, können sich aber jederzeit frei bewegen, wenn sie mögen. Dani ist mit ihren elf Jahren noch topfit und rennt gerne – auch lange Strecken.

 

Welche Herausforderungen gibt es mit Senioren aus dem Tierschutz zu meistern?

Also mein alter Jack Russel, der immer als Einzelkind gelebt hat, ist viel anstrengender und komplizierter als die beiden Hündinnen aus dem Canile. Sowohl Dani als auch Steffi waren vom ersten Tag an stubenrein und total anpassungsfähig. Sie sind mit dem zufrieden, was sie bekommen und sind glücklich, wenn sie einfach dabei sein dürfen. Steffi sass manchmal einfach vor mir und hat mich beobachtet. Und für Dani ist es das Grösste, wenn sie zum Einschlafen aufs Bett darf. Nach ein paar Minuten findet sie es dann aber doch nicht mehr so toll und geht lieber in ihr eigenes Körbchen.

 

Hast du deine Entscheidung jemals bereut?

Nein, beide Hündinnen waren ein absoluter Glücksgriff und ich wurde von der Streunerhilfe super betreut – gerade bei Steffi, die leider so krank war. Ich würde jedem empfehlen, einen älteren Hund aus dem Tierschutz zu nehmen. Sie sind anhänglich und dankbar, und man kann auch mit einem Senior noch viele tolle Jahre haben.

 

Interview geführt von Sonja

Impressionen Steffi

Impressionen Dani