Jennifer Diener ist eine unserer tollen Pflegestellen. Sie erklärt, was es bedeutet einen Hund aus dem Tierschutz auf Pflege zu nehmen und was die Aufgaben der Pflegefamilie sind.
Jennifer, warum hast du dich entschieden einen Pflegeplatz anzubieten?
Da muss ich etwas ausholen. Ich hatte zwei Hunde, die zusammen aufgewachsen sind. Als meine Hündin Bonny im Juli 2015 verstarb, trauerte mein Rüde Ricko sehr. Ich habe mir Gedanken gemacht, was ihm helfen könnte und entschieden einen Hund zur Pflege zu nehmen. Die Wahl fiel auf Gwendolyn. Eine süsse Maus aus Sizilien. Leider hat Ricko sie nicht kennengelernt. Er hatte einen Tumor an der Niere und da sich die Ausreise der Pflegehündin zwei Monate verzögerte, ist er vor ihrem Einzug verstorben. Aber ich habe den Entscheid nie bereut und Gwendolyn schliesslich sogar adoptiert. Sie ist einfach toll.
Hattest du bereits Erfahrung als Pflegestelle oder war Gwendolyn dein erster Pflegehund?
Gwendolyn war mein erster Pflegehund und dazu noch eine Hündin mit grossen Ängsten. Aber mit viel Liebe und Geduld haben wir das hinbekommen. Zurzeit sind ihre Schwester Gilda und der kleine Wirbelwind Peter bei uns auf Pflege. Gilda war wie ihre Schwester anfangs sehr ängstlich, aber das hat sich schon gebessert. Sie kannte ja auch nichts. Mit gerade mal zwei Monaten kamen sie und ihre Geschwister ins Canile (Tierheim), wo sie kaum Kontakt zu Menschen hatten. Mit anderen Hunden kommt die sanfte Mischlingshündin aber gut zurecht. Peter und seine Brüder wurden nach der Geburt ausgesetzt. Sie haben es recht gut weggesteckt und sind aufgeweckte, verspielte und total verschmuste Welpen.
Was muss man wissen, wenn man einen Hund auf Pflege nehmen will?
Was für unsere Hunde normal ist, kennen die meisten Hunde aus dem Tierschutz nicht. Viele lebten zuvor in einem Tierheim oder einer Pension mit wenig sozialen Kontakten. Sie sind daher in der Regel zu Beginn sehr ängstlich. Sie kennen keine Wohnung und Autofahren höchstens vom Tierarztbesuch. Sie müssen daher – auch wenn sie schon etwas älter sind – alles lernen. Man holt sich also quasi einen Welpen ins Haus und braucht für einen Pflegehund daher viel Zeit und Liebe.
Muss man sonst noch etwas beachten?
Wer zur Miete wohnt, muss natürlich mit dem Vermieter abklären, ob er einen Hund halten darf. Und man muss bei seiner Gemeinde nachfragen, wie es mit der Hundesteuer aussieht. Die meisten Gemeinden verlangen eine Anmeldung nach drei Monaten.
Was sind die Aufgaben einer Pflegestelle?
Ein Pflegehund ist wie ein eigener Hund. Er lebt als vollwertiges Mitglied in der Familie. Wichtig ist, dass der Hund langsam an den Hundealltag bei uns herangeführt wird. Geben Sie ihm die Zeit, die er braucht. Die Welt, die sich vorher auf wenigen Quadratmetern abspielte, ist plötzlich riesen gross. Als erstes muss die Stubenreinheit geübt werden und man gewöhnt sie ans Geschirr und die Leine. Später trainiert man die Leinenführigkeit, das Autofahren und natürlich das wichtigste Hunde 1x1.
Wer trägt welche Kosten?
Die Pflegestelle stellt Bettchen, Näpfe, Spielsachen etc. bereit und übernimmt die Futterkosten. Die Versicherung läuft über den Verein und die Kosten für den Tierarzt werden ebenfalls von der Streunerhilfe übernommen. Wichtig ist sicher, im Vorfeld miteinander zu klären, wer was bezahlt, damit keine Überraschungen auf einem zukommen.
Gibt es Unterstützung von der Streunerhilfe?
Der Verein steht einem bei Fragen per Facebook, Mail oder telefonisch immer zur Seite und gibt Tipps oder leistet Hilfestellung. Wer sich überlegt einen Pflegehund aufzunehmen, ist bei der Streunerhilfe Sizilien sicher gut aufgehoben.
Interview geführt von Sonja
Peter
Jennifer und ihre Gwendolyn
Gilda
Wir suchen immer Pflegefamilie. Wenn Sie Fragen rund ums Thema Pflegestelle haben, können Sie Jennifer Diener gerne per Mail jennifer@streunerhilfe-sizilien.de oder telefonisch 0176-67660971 kontaktieren.