Bianca hat ihr Leben dem Tierschutz gewidmet

«Ich bin in Deutschland aufgewachsen und habe schon als Kind alle hilfebedürftigen Tiere mit nach Hause gebracht. Als ich dann 2001 nach Sizilien ausgewandert bin, sind mir gleich die vielen Katzen und Hunde auf der Straße aufgefallen. Kitten und Welpen in Müllsäcken oder zugeklebten Kartons gehörten von Anfang an zu meinem neuen Leben. Ich hatte das Glück anfangs in einem großen Haus mit viel Land zu leben und so konnte ich allen hilfsbedürftigen Tieren Unterschlupf bieten. Ich kannte zu der Zeit noch keine anderen Tierschützer oder Vereine und es gab weder Smartphones noch Internet. Mein Lebenspartner war aber Tierarzt und gemeinsam versorgten wir die vielen Findlinge und vermittelten sie in Sizilien. Viele Einheimische belächelten mich, aber ich ließ mich nicht beirren und blieb trotz vielem Elend auf der schönen Insel. Ich war schon damals überzeugt, dass man den Menschen den besseren Umgang mit den Tieren vorleben muss. So zogen die Jahre ins Land und ich konnte hunderten von Katzen und Hunden zu einem Zuhause verhelfen. Ab 2008 schrieb ich hin und wieder über meine Erlebnisse im Netz und lernte in Foren Gleichgesinnte kennen. 


2012 versorgte ich eine Strassenhündin Namens Paola. Sie war trächtig und gebar ihre Welpen auf der Straße. Unsere kleine Gruppe in einem Forum sagte mir Hilfe zu, wenn ich die ganze Familie mit nach Hause nehmen würde. Dagmar Stutzer und ein paar weitere liebe Freunde ließen mich nicht im Stich und mit ihrer Hilfe konnte ich die Welpen aufziehen und alle inklusive der Mutter vermitteln. Das war der Anfang der Streunerhilfe. Wir gründeten auf Facebook eine Gruppe und innert kürzester Zeit waren es Hunderte von Menschen, die etwas für die Strassenhunde in Sizilien tun wollten.

 

Im Jahr darauf lernte ich endlich Tierschützer vor Ort kennen, die kurze Zeit später den Verein Amici di Olivia gründeten. Sie hatten ein provisorisches Rifugio, das voll mit Welpen war. Die Verhältnisse waren nicht besonders gut und es fehlte an allem. Als ich meiner Tierschutz-gruppe die Bilder zeigte, hatten wir in kurzer Zeit genug Geld zusammen, um die erste Futterlieferung zu organisieren. Es kam zu einer Partnerschaft zwischen dem italienischen Verein und der Streunerhilfe Sizilien und damit änderte sich so einiges: Dank den Unterstützern konnten wir regelmäßig Futter bestellen und die ersten Hunde wurden nach Deutschland vermittelt. Wir haben gemeinsam viel erreicht und Hunderten von Hunden und Katzen geholfen. Das Strassenhundproblem in Menfi ist mittlerweile recht übersichtlich und kontrolliert. Da Amici di Olivia mittlerweile auf eigenen Beinen steht, haben wir die Zusammenarbeit 2018 im gegenseitigen Einvernehmen beendet. Wir unterstützen nun andere Vereine und Tierschützer vor Ort, die dringend Hilfe benötigen.

 

Mein Leben auf Sizilien ist der Tierschutzarbeit gewidmet. Ich beherberge noch immer Tiere von der Straße, aber meine Aufgaben heute sind nicht mehr nur das Aufpäppeln und vermitteln von Tierschutztieren. Es ist viel administrative Arbeit dazugekommen: Papierkram, Tierarzt- und Behördengänge für die Ausreise der Tiere, Pressearbeit, Pflege unserer Facebookseite, Organisation unserer Kastrationskampagnen, Besuche im Canile, Betreuung unserer Besucher und und und. Es freut mich sehr, dass mittlerweile pro Jahr ca. 100 Interessierte aus ganz Europa zu uns reisen, um uns und unsere Arbeit kennenzulernen.

 

Ich bin froh, dass ich mit der Streunerhilfe Sizilien einen großartigen Verein an meiner Seite habe und viele viele lieb gewonnene Freunde, die jedes Jahr her kommen und aktiv vor Ort etwas tun. Gemeinsam mit einer Volontärin habe ich zudem den Verein Hot Dogs gegründet, der auf die Aufklärungsarbeit und Vermittlungen in Italien fokussiert. Denn ich wünsche mir, dass die Adoptionen auf Sizilien und in ganz Italien wieder steigen. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass die Italiener Verantwortung übernehmen und dass mehr Hunde ein Zuhause im eigenen Land finden. Dieses Ziel verfolgt auch der Verein Phönix, mit dem wir eng zusammenarbeiten. Es ist schön, so viele tolle, engagierte Tierschützer um mich zu haben und ich wünsche mir für die Zukunft, dass die Sizilianer weiter lernen etwas gegen die Strassenhundproblematik zu tun. In all den Jahren hat sich so einiges getan, aber es ist noch nicht genug.» Bianca